Eigene Arbeiten
Eigene Arbeiten mit Kulturkommentar
Architektur
Vorbemerkung: Baukultur
Was soll man in einer Zeit, in der es kaum mehr Baukultur gibt, über ein solches Thema schreiben? Als erstes beschreibt man den Bewusstseinszustand unserer Gesellschaft. Und da die Projekte, um die es hier geht bis 60 Jahre zurück greifen, ist eine Betrachtung eines Zeitraumes, der noch etwas weiter zurück geht, sinnvoll. Das Ende des zweiten Weltkrieges war ein massiver kultureller Einschnitt, deshalb beginne ich mit dieser Zeit.
In der ersten Zeit ging es um das Aufräumen der Schäden und das notdürftige Wiederherstellen der nötigen Bauten. Im Baukulturbereich war dafür typisch die Wiederherstellung der Alten Pinakothek in München durch Döllgast und die Notkirchen von Bartning. Aber schon kurz danach begann eine zweite Phase, in der kreativ Neues versucht wurde. Ein typischer Vertreter der modernen Architektur war Sep Ruf. Das, was er anstieß, setzte sich bis heute als Hauptstrom durch. Daneben gab es kreative und reformerische Subkulturen, für die der Name Olaf Andreas Gulbransson genannt werden kann. Ich habe zwar als Architekt meine eigenen Vorstellungen, stehe aber Gulbransson näher als Sep Ruf. Diese zweite Phase geht für mich bis 1968.
Die sogenannte 68er Bewegung brachte als dritte Phase zunächst eine innere Öffnung aller etablierten Kreise. Im Bereich Baukultur kann man grob auch wieder jene zwei Richtungen verfolgen. Die modernistische Richtung ließ alle Rücksicht auf vorhandene Kulturgüter ganz fallen. Man konnte die hässtlichsten Bauten in alte Substanzen hinein setzen. Die andere weniger starke reformerische Richtung bemühte sich mit Erfolg die sogenannte Flächensanierung der alten Städte zu beenden. Das heißt, alte Substanzen wurden wieder gepflegt und saniert. In diesem gespaltenen Klima entstanden einige Einzelbauten und Siedlungen, die man vielleicht später als wichtiges Kulturerbe auffasst, die heute aber von einem massiven Hauptstrom in das Abseits geschoben werden. Interessant war z. B., dass um 1980 in der Bevölkerung in sehr vielen Städten bürgerorganisierte Gemeinschaftssiedlungen geplant waren, welche fast alle von den herrschenden Parteien verhindert wurden. In diesem mehr alternativen und reformerischen Bereich bewegte ich mich architektonisch, das heißt gemeinschaftlich, harmonisch und mit einer Mischung aus modernen Prinzipien mit der traditionellen Kultur.
Als eine vierte Phase bezeichne ich die Zeit nach 2000. Baukultur gibt es praktisch nicht mehr und zwar weder eine moderne noch eine sensible. Die moderne Richtung ist entweder rein materiell oder übertrieben manieristisch ausgerichtet, so dass sie jeden Bezug zur Kultur verloren hat. Für die sensible Kultur gibt es keine Auftraggeber mehr. Jeder macht was er will, wenn es nur irgendwie anders ist als bisher. Man findet kaum mehr eine Kultur, die sich von innen her erneuern möchte. Selbst der Bayerische Landesverein für Heimatpflege propagiert inzwischen den hässlichen Modernismus. Dieser Kulturverlust wird auch von Äußerungen der Medien bestätigt. Man spricht allgemein von der Notwendigkeit einer kulturellen Wende. In der Wochenzeitschrift DIE ZEIT wird seit Langem der kulturelle Verlust beklagt. Oder ein angesehener Kulturhistoriker wie Christopher Clark betrachtet unserer Zeit auch als kulturleer. Von dem was in diesen Jahrzehnten entstanden ist, wird einst kaum etwas zum Kulturerbe gezählt werden.
Zum Thema Baukultur kann man heute eigentlich nur die kreativen und sensiblen Bauten der zweiten und dritten Phase mit ihrer tieferen Bedeutung beschreiben. Vielleicht wird eine Beschreibung der Subkultur dieser Zeit späteren Generationen als Brücke für einen Wandel zum Besseren erscheinen. Ich selbst habe inzwischen mein Interesse stärker auf eine ganzheitliche Sichtweise gerichtet und ein Buch zum Thema „Geschichte des Bewusstseins und der Kultur“ geschrieben.
Diese sind in einer eigenen Liste mit Erstellungsdatum, Beschreibung der Lage und der Zuständigkeit aufgeführt. Hier werden nur noch die Namen genannt. Es werden Bilder gezeigt und es wird angedeutet, welcher kulturelle Wert in den Projekten steckt.
Der Wert, der in den Bauten steckt, zeigt sich in der Form. Denn die Form folgt dem Bewusstsein. Und von dem Bewusstsein, das die Form prägte, steckt noch vieles in der Form. Winston Churchill hat dies folgendermaßen formuliert: „Zuerst formen wir die Häuser, und dann formen die Häuser uns“. Nun ist die Frage, welche Häuser eine human-kulturelle Wirkung haben und ob die heutige Gesellschaft solche positiven Häuser überhaupt erzeugen kann. Dazu muss man auf unsere heutige Situation etwas genauer hinschauen.
Ich halte die Erscheinung der modernen Architektur teilweise für zeitgemäß und für unsere Gesellschaft richtig. Das gilt besonders für den engeren Formenkanon. Dieser erfordert aus Gründen des Maßstabs, dass alle Teile eines Gebäudes als einfachste klare Einzelteile erkennbar sind. Eine Glas- oder Rasterfassade entspricht dieser Regel eine Lochfassade nicht. Ein Lochfassade ist eine Wand mit einzelnen Fenstern. Ein Flachdach entspricht der Regel der Moderne aber auch ein schräges Dach kann so gestaltet sein, dass es aus einfachen klar abgegrenzten Formteilen besteht. Ein Dach mit Gauben, Dachfächenfenstern oder Teilen von Photovoltaik passt nicht zu einer strengen Modernität. Ein Kirchturm kann nach dem modernen Kanon nicht mehr direkt an das Kirchenschiff angebaut sein, da dies die einfache Klarheit jedes Bauteiles stören würde..
Aber teilweise hat die Moderne auch einen großen Nachteil, nämlich dass sie steril, kalt, unharmonisch, gefühlsarm, unmenschlich oft sogar hässlich ist. Wenn die Formen zu einfach und riesenflächig sind, dass sie den menschlichen Maßstab weit überschreiten, dann ist das Ganze inhuman und kulturzerstörend. Und dann hat die Moderne auch noch meistens eine zweite negative Eigenschaft, nämlich dass sie nicht gemeinschaftlich, beziehungsaufbauend, urban und nachbarschaftlich ist. Diese Eigenschaften könnte man zwar auch mit den Formmitteln der modernen Architektur in das Positive wenden, wenn dafür ein Bewusstsein vorhanden wäre. Denn die modernen Formen lassen sich auch so einsetzen, dass sie gemeinschaftsfördernd wirken.
Dieser zweite Mangel der modernen Architektur, dass sie eben nicht urban und gemeinschaftsfördernd ist, liegt an einem sehr altmodischen Hang zum übertriebenen Individualismus bis hin zum Absolutismus. Gemeinschaftsbildend wäre die geschlossene Bebauung mit Plätzen. Höfen, Passagen etc. wie wir sie aus den sehr alten Städten kennen. Die freistehenden Gebäude kommen aus der Neuzeit beginnend mit der Renaissance und sind eben typisch für das Bewusstsein dieser Zeit. Und das kommt daher, dass die Bauherrn heute noch sehr gerne ihre Macht mit ihren freistehenden Monumenten sichtbar werden lassen. Das müsste keineswegs sein, da es unserer heutigen Zeit nicht mehr entspricht. Diese überholte Bauform stellt damit eine Kulturlosigkeit dar. Solche Bauten sollten und werden auch nicht mehr zum Kulturerbe gezählt werden – auch wenn sie einmal alt sein werden. Und das heißt auch, dass über 90% unserer gegenwärtigen Bauten nicht würdig dafür sind, jemals zum Kulturerbe gezählt zu werden.
Meine Bauten unterscheiden sich vom Hauptstrom der Bauten, da sie immer einen reformerischen und damit kritischen Ansatz hatten. In den wichtigen Ensembleteilen stimmen sie zwar mit dem modernen Formenkanon überein. Das heißt, ich bemühe mich um moderne klare einfache Formen, mache aber bei untergeordneten Teilen wenn nötig Kompromisse.
Vorwort zu den einzelnen Bauwerken
Bei der Frage des Gemeinschaftsausdruckes habe ich konsequent die gemeinschaftsfördernden Formen angewendet, denn diese sind zeitgemäßer als das, was sich in der angeblich modernen Architektur darstellt. Eine beseelte und humane Architektur kann es nur mit geschlossener Bebauung, mit Höfen und Plätzen geben, welche zu Ensembles kombiniert sind. Das heißt, eine menschliche Architektur ist immer ein zusammenhängendes Gebilde. Wer hält sich gerne in den klassischen modernen Stadtteilen auf?
Sie entsprechen nicht dem menschlichen Wesen und sind damit kulturfeindlich. Diese Erkenntnis fängt gerade auch in der Fachdiskussion an Fuß zu fassen. Zu einer freundlichen Atmosphäre gehört nach meinem Empfinden auch eine Dachlandschaft mit schrägen Dächern, die wie ober ausgeführt, nicht unmodern sein muss. Ein Dach hat gefühlsmäßig und psychologisch etwas mit dem „Oben“ zu tun. Ein Flachdachbau wirkt einfach immer gefühllos und hart.
Alternative Bauten unterscheiden sich vom Hauptstrom des Baugeschehens. Nur kleine Teile der Gesellschaft schätzen eine menschliche Baulandschaft. Dazu gehörte z. B. die Hannover Messe, welche mir den Auftrag für eine größere Architekturausstellung erteilte. Die Ausstellung hatte den Titel: „Bauen für die Seele“. Auch das gibt es eben in unserer Gesellschaft, obwohl die Sprecher unserer Gesellschaft solche Impulse totschweigen. Alle meine Bauten entsprechen nicht dem heute Üblichen. Dass es dennoch Bauherrn gegeben hat, welche solche alternativen Bauten in Auftrag gaben, zeigt die Dokumentation. Dass ich selbst in 12 Architekturwettbewerben einen ersten Preis erringen konnte und vier Auszeichnungen in Sonderwettbewerben erhielt, macht deutlich, dass unsere Gesellschaft nicht ganz einheitlich denkt. Auch die Tatsache, dass eines der folgend beschriebenen Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde, zeigt einige Gegenströmungen zum Hauptstrom an.
Ich kann im Folgenden die wesentlichen psychologischen Unterschiede zum Hauptstrom der Architektur nur kurz ansprechen. Die Sprache der Architektur kann psychisch analysiert werden. Dazu braucht man aber wirklich ein ganzes Buch wie das oben erwähnte. Denn in allen Formen steckt eine tiefere Aussage. Ob es sich um die Form des Fensters oder der Türe , um die Form des Hauses und vor allem des Städtebaues mit all den Plätzen, Höfen Innengärten, Begrünungen. Symbolen etc handelt, immer steckt eine tiefere psychische Bedeutung dahinter.
1.+ 2. Die Kirchen Höchstadt an der Aisch und Kaufering mit Gemeindezentren, 1961 und 1962
Die beiden Kirchen wurden zur selben Zeit bearbeitet. Sie sind zwar äußerlich verschieden. Bei den tieferen Werten stimmen sie aber überein. Ich zeige hier zunächst einige Bilder.
Die Gesamterscheinung ist nicht als Denkmal komponiert sonder als bergende Baugruppe. Dazu gehört vor allem der Hof auf der Eingangsseite von der Bamberger Straße aus. Auf der gegenüber liegenden Seite befinden sich vor der Kirche Arkaden. Auf der Südseite der Kirche liegt das Pfarrhaus.
Die Kirche zeigt ringsum klare einfache Bauteile. Auch der Innenraum hat eine sehr einfache und klare Erscheinung.
Die Putzreliefs an den Wänden wurden von dem Künstler Gerhard Schneider gestaltet. Auch die Altarleuchter stammen von ihm. Das Altarkreuz hat der Goldschmied Jünger gestaltet. Die Fenster sind geschosshoch und mit farblosem Echtantikglas versehen.
Auch die Kirche In Kaufering bildet ein Ensemble, welches die Gemeinschaftbildung fördert. Hier ist wieder der Vorhof, in dem sich die die Menchen vor und nach Veranstaltungen treffen, ein wichtiges Element.
Nach dem Bau der beiden Kirchen habe ich eine eigenständige Architekturtheorie entwickelt und veröffentlicht. Sie nimmt als erstes eine Erkenntnis aus dem Funktionalismus heraus uns sagt, alle Bauteile müssen nach außen zeigen, wie sie innerlich sind, also ein Putzmauerwerk zeigt sich außen mit Putz oder Ziegeln, Beton als heller Sichtbeton, Holz in seiner massiven Struktur. Sperrholz, Kunststoffe auch Farbanstriche passen dazu nicht. Dieser Ansatz wird mit dem Stichwort „Wahrheit“ zusammen gefasst. Der zweite Aspekt hat mit Harmonie und Schönheit zu tun. Hier geht es auch um eine freundliche Atmosphäre, in der man sich wohlfühlt. Dieser zweite Aspekt steht in einem gewissen Widerspruch zm sterilen Modernismus. Der dritte Aspekt ist die Kraft, denn ich wollte, dass alles, was mit Architektur zu tun hat, Sicherheit und Stabilität ausstrahlt. Auch hier kam ich mit manchen Vorstellungen des Hauptstroms in Widerspruch. Diese drei Aspekt Wahrheit, Harmonie und Kraft stellten sich später als übereinstimmend mit einer Grundstruktur menschlicher Entwicklungsprinzipien heraus. Darauf bauen sich meine späteren Erkenntnisse auf.
Unterasbach Kirche mit Gemeindezentrum, 1965
Bei dieser Kirche geht man durch den Turm in einen relativ großen Hof. Von hier aus kommt man in die Kirche. Diese ist quadratisch und sie besitzt ein Zeltdach. Die Belichtung ist ringsum so angeordnet, dass, obwohl sie klares Glas besitzt, man nicht hinein schauen kann. Der Fußboden ist ringsum mit den Bänken ansteigend. Man wollte es deutlich machen, dass die Geistlichen auch in der Höhe ein Teil der Gemeinde sind. Außerdem erhöht eine solche Anordnung das Gefühl der Gemeinschaftlichkeit. Die Grundsätze, die im letzten Absatz beschrieben wurden, waren auch Grundlage aller weiten Bauten.
In der Kirche gibt es viele Arbeiten des Künstlers Gerhard Schneider. Das ist vor allen Dingen der Altar und der Taufstein. Dann stammen auch die vier Türgriffe der Eingangstüren von ihm. Der Keramikfußboden wurde nach seinen Plänen verlegt.
Russisch Orthodoxe Kirche, 1965
Der Bauherr wollte mit der Kirche ein traditionelles Heimatgefühl herstellen. Dies mit der Vorstellung klarer moderner Formen zu verbinden war nur teilweise möglich. Der entstandene Bau ist einfach genug, um nicht als Fremdkörper zu wirken. Das offene Glockentor kann als Symbol für Offenheit und Einladung empfunden werden. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.
Siegsdorf Kirche mit Gemeindezentrum, 1966
Bei der Siegsdorfer Kirche fällt wieder der menschliche Maßstab auf und die Schlichtheit. Sie fügt sich wie selbstverständlich in die Landschaft ein. Auch das später angefügte Gemeindehaus trägt zu einer ruhigen Silhouette bei. Zwei kleine Vorplätze finden hier ihre Geschlossenheit durch Bäume. Die Glocken sind in der Dachspitze untergebracht.
Hersbruck, Kirche mit Gemeindezentrum, 1966
Auch bei dieser Kirche wurden meine Gestaltungsvorstellungen angewandt. Das ist der menschliche Maßstab, die Fenster in der Erdgeschosszone, die Bildung von Ensembles mit einem Vorhof und Betonung des Hofs mit dem Turm und einem Torhäuschen. Man kann sich überlegen, ob ein Walmdach den zeitgemäßen Gestaltungsvorstellungen entspricht, denn das Walmdach gehört tatsächlich zu einer zurückliegenden Gestaltungsphase, einer Phase, bei der es vom Barock ausgehend um eine plastische harmonische Bauform ging. Sie gehört nicht mehr 100-prozentig zur Jetztzeit. Das Dach ist allerings sehr einfach, was unseren heutigen Vorstellungen entgegen kommt. In diesem Fall ging es darum, die ganz in der Nähe stehende Friedhofskapelle in das Ensemble einzubeziehen. Ich schätze nicht die weit verbreitete Methode, die stets auf Kontrast und das Anderssein aus ist, sondern ich bemühe mich um harmonische Gesamtlösungen über das eigene Projekt hinaus.
In dem Bau gibt es eine Reihe Bildhauerarbeiten des Künstlers Gerhard Schneider. Das ist vor allem die Bronzetüre. Außerdem stammen von ihm die vier Türgriffe an den Glastüren zum Kirchenschiff und die Taufschale. Der Künstler Kuschel hat Kanzel und Taufstein angefertigt.
Lagerlechfeld .Kirche mit Gemeindezentrum 1966
Die Kirche wurde ursprünglich als Garnisonskirche gebaut. Die Kirche wird als Versöhnungskirche bezeichnet, da sie die Verbindung zur Kathedrale von Coventry herstellt, welche im 2. Weltkrieg von der Deutschen Luftwaffe zerstört wurde. Das Symbol dafür ist das Nagelkreuz am Altar und auf der Kirchturmspitze. Das große Hof hat mit kirchlich militärischen Ritualen zu tun. Für eine Garnisonskirche glaubte ich eine etwas repäsentativere Form als bei den übrigen Gemeindekirchen wählen zu sollen..
Nachdem sich die Funktionen der Kirche gewandelt hatten, wurden die Gemeinde- und Pfarramtsräume umgebaut. Es war ein klassischer Fall von Urheberrechtsbruch der Kirche, dass der Planer der Kirche zu dieser Umgestaltung nicht hinzu gezogen wurde. Das Ergebnis ist miserabel und kann als Zerstörung der ursprünglichen Idee angesehen werden. Typisch für das Unverständnis der heutigen Bauherrn und Architekten ist die Maßnahme, die Geschlossenheit des Hofes aufzugeben. Die Qualität all der Städte, in denen wir uns wohlfühlen, besteht in den Plätzen, Höfen, Wegen etc., welche ringsum geschlossen sind. Heute weiß man nichts mehr vom Bauen für die Seele, es geht nur noch um materielle Argumente.
Obereichenbach, Kirche mit Gemeindehaus 1966
Bei der Hauptansicht der Evang. Kirche in Obereichenbach sieht man bei einem ansteigenden Hang das Gebäude oben. Formal hat die Kirche fast den Charakter wie eine Feldkapelle. Das heißt, die steht frei wie ein Skulptur ohne ein urbanes Umfeld. Aus diesem Grund wurde auch eine abgerundete Form gewählt. Der Grundriss ist sechs-eckig und das Dach läuft wie ein Zelt nach oben. Die Glocken sind in der Dachspitze unter gebracht.
Der Innennraum hat eine indirekte Beleuchtung. Durch die besondere Konstruktion entsteht ein Zwischenraum zwischen Außendach und Innendach, durch welchen man die Glockenstube erreichen kann.
Burghaig, Kirche mit Gemeindezentrum 1968
Mit der Kirche in Burghaig beginnt ein neuer Kirchentyp. Es geht hier um die Innenhofkirchen (Atriumkirchen). Die ersten Kirchen in den ersten Jahrhunderten n. Chr. waren Innenhofkirchen. Diese Art des Kirchenbaues wurde dann einige Jahrhunderte lang aufgegeben, kam dann aber wieder im frühen Mittelalter in verschiedener Form zur Ausführung. In der Zeit der Aufklärung ab Mitte des 18. Jahrhunderts hatte man an Innenhofkirchen kein Interesse mehr.
Mein Zugang zu den Innenhofkirchen hatte eigentlich zunächst nichts mit der Kirchenbaugeschichte zu tun sondern kam aus dem Bemühen, eine Belichtung zu finden, bei der ich Klarglas verwenden konnte mit der Eigenschaft nicht zu blenden. Eine Kirche mit einer Lochfassade störte mich schon immer aus mehreren Gründen. Einerseits fand ich die Blendwirkung solchen Fenster immer ausgesprochen unangenehm, andererseits widersprachen solche Fenster, wie ich in der Einleitung beschrieb, aus Gründen der Modernität meinen Vorstellungen. Der moderne Maßstab sagt eigentlich, dass alle Bauteile schlicht als Einzelteile erkennbar sein sollen. Außerdem hatte ich schon immer eine Neigung zu Innengärten. Und so traf es sich beim Entwurf für die Kirche in Burghaig gut, dass ich eine Lösung mit einem Innengarten fand, der rings um die Kirche führt. (Siehe Luftbildzeichnung).
Der Innengarten ist mit einer Mauer nach außen begrenzt und grün bepflanzt. Dabei sollten die Wände komplett mit Efeu bewachsen sein, damit die weißen Wände nicht blenden. Ein solches Ensemble ist absolut neuartig. Mit dieser Gestaltung lassen sich auch alle meine oben beschiebenen Gestaltvorstellungen vereinbaren. Es gibt wie bei allen meinen Kirchen angestrebt einen Vorhof. In diesem Fall ist er mit einem Arkadengang umgeben. Auch bei dem Pfarrhaus gibt es einen einsichtsgeschützten Innengarten, was ich auch bei allen sonstigen Wohnhäusern angestrebt habe.
Außer dieser neuen Eigenschaften des Atriums besitzt die Kirche eine Reihe von Maßnahmen, die erstmalig angewendet wurden. So ist meines Wissens die Burghaiger Kirche die erste, welche mit Isolierglas verglast wurde. Ebenfalls neu war eine Fußbodenheizung für die Kirche. Diese wurde geplant, da wir ein frei bewegliches Gestühl aufstellen wollten. Dies wollte die Landeskirche zwar zunächst verhindern, aber die Gemeinde beharrte auf der Maßnahme. Ein Jahr später wurde von der Landeskirche das bewegliche Gestühl allgemein empfohlen. Alle meine folgenden Kirchen wurden mit beweglichen Stühlen oder Bänken ausgestattet.
Da zu jener Zeit die Landeskirche keine Kirchtürme finanzierte, wurde die Glockenstube in der Spitze des Kirchdaches angeordnet. Diese Lösung fand ich ja auch für frühere Kirchen. Da es zwischen dem äußeren Dach und dem Inneren Dach einen Zwischenraum gibt, kann man in diesem die Glockenstube erreichen. Für die künstlerische Ausstattung waren verschiedenen Künstler tätig. Altar, Kanzel und Taufstein wurde vom Bildhauer Johannes Engelhart aus Wemding gestaltet. Der Altarleuchter und das Altasrkreuz stammt von dem Künstler Gerhard Schneider. Die Orgel wurde hinte dem Altar angeordnet.
Glonn, Kirche mit Gemeindezentrum 1969
In Glonn wurde eine ähnliche Konzeption wie in Burghaig gewählt. In einem viereckigen Hof steht eine achteckige Kirche. Der Hof ist bepflanzt. Außer diesem Innengarten gibt es einen Vorhof, von dem aus die Kirche und das Gemeindehaus zugänglich sind. Die Kirche selbst ist ganz aus massivem Holz konstruiert. Auch hier wurde die Glockenstube in das relativ steile Zeltdach integriert. Es gibt wieder eine Fußbodenheizung, bewegliches Gestühl und Isolierverglasung.
Ich selbst bin von den Flachdächern nicht begeistert. Das passt meiner Meinung nicht in die schöne oberbayerische Landschadt. Auch die umgebenden bauten haben schräge Dächer, so dass die Kirche fast ein wenig als Fremdkörper erscheinen könnte. Das Preisgericht und die Kirchenverwaltung wollte das so. Ich habe schon eine Dachvariante gezeichnet. Diese wurde aber nicht oder bisher nicht verwirklicht
Altenkunstadt, Kirche und Gemeindezentrum 1971
Die Kirche Altenkunstadt liegt an einem Hang. So war auf der Hangseite nur ein kleiner Innengarten zur Kirche möglich. Auf der Talseite gibt es einen freien Ausblick. Im Untergeschoss befinden sich die Gemeinderäume, welche auf der Talseite belichtet werden.
Ich habe bei vielen Kirchen versucht, die Kirchen in ein urbanes Umfeld zu integrieren, was aus Gründen der Ortsentwicklung häufig möglich gewesen wäre. In Altenkunstadt schien eine solche Integration möglich zu werden, was dann aber doch am Desinteresse der weltlichen Gemeinde scheiterte.
Bad Abbach, Kirche mit Gemeindezentrum 1972
Ab hier beginnt ein etwas weiter entwickelter Kirchentyp, welcher ein begehbares und benützbares Kirchenatrium besitzt. Diesen Typ konnte ich dann noch fünf mal realisieren. Man kann sagen, diese Kirchen entsprechen meiner eigenen psychologischen Entwicklung. Sie entsprechen aber auch einer Entwicklung der Gesellschaft. Diese Entwicklung hat mit einer Wendung nach innen, also einer mehr seelischen Konzeption zu tun. Diese Entwicklung vollzieht sich in der Gesellschaft nur bei einem kleinen reformerischen Teil der Gesellschaft ohne von den öffentlichen Medien zur Kenntnis genommen zu werden. In meiner eigenen Entwicklung hat sich das Interesse an den tieferen Werten von Stufe zu Stufe entwickelt. Ich kann darüber in weltlichen Medien schreiben und Vorträge an Universitäten und Kongressen halten.
Und obwohl sich diese meine Entwicklung besonders im Kirchenbau nieder geschlagen hat, sehe ich ausgerechnet in der Kirchenpraxis keine innere Entwicklung. Hier haben sich eigentlich mehr die materiellen und sachlichen Themen durchgesetzt. Deshalb gibt es für mich im kirchlichen Raum über solche Themen keine Kommunikation mehr und ich kann auch in kirchlichen Medien nicht mehr veröffentlichen.
In der weltlichen Gesellschaft verbreitet sich mehr und mehr der Gedanke der Meditation. Man kann dies mit Mitte Finden und leer Werden umschreiben. In der Baugeschichte gab es immer wieder einmal solche Bewusstseinsphasen wie z. B. im Mittelalter, in der Antike und in Japan. Eine solche Lebenshaltung fand stets ihren baulichen Ausdruck in Innengärten und Atrien. Ein solcher Innengarten wird in der Weise gestaltet sein, dass er in der Mitte eine leere Fläche zeigt. Vergleichbare Anlagen kennen wir aus den mittelalterlichen oder japanischen Klosterhöfen. Dass ich fünf solcher Atriumkirchen bauen konnte ist sehr verwunderlich, da ich in der Kirche die Bewegung nach innen gar nicht feststellen kann und ich über meine Erkenntnisse nur im weltlichen Raum reden kann. In der Abbacher Kirche ist das Konzept der Atriumkirche im Kirchengrundriss angelegt. Denn auf der Atriumseite gibt es Fenstertüren, welche man öffnen kann. Das Atrium selbst hat noch keine überzeugende Form erhalten. Offensichtlich fehlt hier bei allen Beteiligten das entsprechende Bewusstsein.
Die Kirche liegt an einem Hang. Daraus ergibt sich, dass die Kirche mit zwei Geschossen geplant wurde. Im oberen Geschoss befindet sich die Kirche, im unteren liegen Gemeinderäume. Vor fast 50 Jahren war man damit zufrieden, die beiden Geschosse durch Rampen und Treppen zu überwinden. Heute stellt man höhere Anforderungen, was zur Notwendigkeit von Aufzügen führt. Das erfordert einem großen Umbau. Ich verbinde mit diesem Umbau die Hoffnung, dass der Wert des Atriums erkannt wird und dass hier wirklich ein geschlossenes Atrium mit Mitteln der Freiflächenplanung gestaltet wird.
Scheinfeld, Kirche mit Gemeindezentrum 1979
Die Scheinfelder Kirche ist das Ergebnis von mehreren Bauabschnitten. Zuerst entstand das Gemeindehaus vor meiner Zeit. Dann kam die Kirche und schließlich wurde auch der Turm gebaut. Das Konzept ist wieder eine Kirche mit anschließendem Meditationsgarten. Ein gewisser Nachteil, welcher die Intimität des Gartens beeinträchtigt, ist das das abfallende Gelände zum Innenhof. Von der Kirche aus kann man deshalb über die Mauer blicken. Die Anlage stellt ein ausgeglichenes Ensemble mit einem großen Vorplatz dar. Dieser wird eingefasst von der Kirche, dem Gemeindehaus, dem Turm und einer Hecke entlang der Straße.
Garching, Kirche mit Gemeindezentrum 1981
Die Kirche in Garching ist durch einen Beteiligungsprozess entstanden. Da die Planung schon laufen durfte, der Termin für die Finanzierung aber noch einen zeitlichen Spielraum bot, wurde ein Beteiligungsprozess für die Planung der Kirche angeboten. Solche Beteiligungsprozesse können auch schief laufen, da die beteiligten Partner alles Laien sind. Probleme entstehen, wenn die Beteiligten nicht lernbereit sind. Wir ließen uns deshalb ein Jahr Zeit mit regelmäßigen Sitzungen. Dabei war vereinbart, dass in dieser Zeit der Architekt keine Pläne fertigt. Es wurde nur wenig über das materielle Programm diskutiert. Es war die Zeit, die noch aus der 68er Bewegung das Gefühl hatte, dass etwas Neues kommen müsste. Es wurde also vorwiegend über eine Erneuerung der Theologie gesprochen und darüber, was dies für Folgen für die Architektur haben könnte. Es war auch die Zeit, in welcher der Arbeitskreis Evangelische Erneuerung seine größte Aktivität entfaltete.
Das Ergebnis war für mich gut, denn am Ende ließ sich ein Konzept durchsetzen, das ohne den Arbeitskreis kaum Chancen auf Genehmigung gehabt hätte. Es entstand eine Atriumkirche, bei welcher das einsichtsgeschützte Atrium (Innengarten) gartenplanerisch sorgfältig durchgestaltet wurde. Die Kirche bekam einen wichtigen Teil der Belichtung durch die Fenster zum Innengarten. Man wollte aber auch, dass aus dem hohen Dachraum Licht beigesteuert wird und zwar so, dass es nicht blendet. Das gelang durch Gauben mit einer seitlichen Verglasung. Dadurch entstand auch eine lebendige Dachansicht. Es gibt einen schönen Vorhof und einen abgesenkten Jugendhof.
Jesajakirche München, Kirche mit Gemeindezentrum 1985
Die Planung der Jesajakirche war das Ergebnis eines Wettbewerbs. Ich habe bei der Kirche Bad Abbach, welche auch über einen Wettbewerb entstand, mein Erstaunen zum Ausdruck gebracht, dass der seltene Typ der Atriumkirche realisiert wurde. Hier im Süden Münchens ist also die vierte Kirche dieser Art entstanden. Auch hier ist ähnlich wie in Garching ein harmonischer einsichtsgeschützter Gartenhof entstanden. Bei der Gestaltung blieb die Mitte frei. Es wurden eine Reihe Bänke aufgestellt. Dieser Garten kann auch von Gruppen genutzt werden.
Ein Teil des Gemeindehauses bestand schon zu Beginn der Planung und zwar als Flachdachbau. Dadurch, dass dieser Teil ein schräges Dach erhielt, entstand eine harmonische Atmosphäre. Der Turm ist einfach und relativ konservativ. Das Kirchenschiff hat eine etwas ungewohnte Ausformung. Diese entstand durch das Bemühen – ähnlich wie bei der Kirche Garching – Licht durch das Dach zu gewinnen, da erfahrungsgemäß der hohe Raum etwas dunkel wird. In diesem Fall sind es vier Schlitze, welche möglichst wenig blendendes Licht erzeugen sollen. Dadurch, dass der Innenraum ganz in Holz gestaltet ist, wirkt der ganze Raum trotz der Lichtschlitze harmonisch. Altar , Kanzel und Taufstein wurden nach harmonikalen Prinzipien gestaltet, das heißt, die Proportionen entsprechen denen der drei Glockentöne.
Postbauer-Heng, Kirche mit Gemeindezentrum 1998
Mit dieser letzten Kirche konnte ich viele meiner Positionen zusammen fassen. Im Augenblick entspricht mir diese Kirche am meisten. Sie ist besonders harmonisch. Dieser Aspekt ist mir deshalb so wichtig, weil mich die aggressive Hässlichkeit der heutigen Architektur immer mehr abstößt.
Das Gemeindehaus bestand schon vor dem Kirchenbau. Das Grundstück war groß genug für ein ausgeglichenes Ensemble. Der Turm steht an der Straße. Als Eingangssituation gibt es einen Arkadenhof. Dieser verbindet das Gemeindehaus mit der Kirche. Die Kirche verfügt über einen geräumigen meditativen Innengarten. Und das Pfarrhaus liegt in der versteckten hinteren Ecke.
Mit der Gestaltung des Kirchenschiffes wurden viele Ideen zusammen gefasst. Der gesamte Innenraum ist sJsajakirche Blick in den Meditastionsgartenehr schlicht und ausgewogen. Das hat viel mit der Beleuchtung zu tun. Die verschiedenen Fenster stören sich gegenseitig nicht, da man eigentlich nur die Fensterwand zum Meditationsgarten sieht. Ein solches einseitiges Fenster brächte zu starke Kontraste. Deshalb wurde hier eine Fensterlösung als Ergänzung gewählt. Es ist ein indirektes Licht aus Oberlichtfenstern, welche ringsum angeordnet sind. Diese seltene Fensterlösung habe ich schon in Obereichenbach gewählt. Dann gibt es noch die Glaskuppel ganz oben in der Mitte, welche ein gleichmäßiges Licht verbreitet.
Auch mit dem meditativen Innengarten bin ich sehr zufrieden. In der Mitte gibt es eine kreisrunde Bank, auf der sich Gruppen verteilen können. Die innere Rasenfläche ist leer. Zwischen der Rundbank und der Mauer gibt es eine differenzierte Bepflanzung mit Bodendeckern und Blütensträuchern. Und dann gibt es hier relativ viele verstreute Bänke für einen stillen Rückzug-
Hinweis auf diverse Bauten
Es soll hier nicht der Einruck entstehen, als ob ich nur Kirchen gebaut hätte. Aber das kulturell Interessante kann an den Kirchen am besten erklärt werden. Dabei sind die Grundsätze für Kirchen nicht anders als für weltliche Bauten. Auch die weiter unten beschriebenen Siedlungen können als Stufe der Entwicklung des Wohnungsbaues Beachtung finden. Ich habe relativ viele Einfamilienhäuser gebaut. Vor ca. 60 Jahren habe ich das obige Haus konzipiert. Dabei habe ich stets versucht, einen intimen einsichtsgeschützten Innengarten vor einem großzügigen Wohnzimmerfenster anzuordnen. Diese Innengartenhäuser halte ich für interessant, da sie auch bei anderen Aspekten urbane Prinzipien verwirklichten. Dazu gehört die Schaffung eines geschlossenen Ensembles um das Haus und der Verzicht auf Vorgartenzäune. Der Bereich vor dem Haus wird als Bereicherung des öffentlichen Platzes oder der Straße gestaltet.
Ich habe auch manchmal Gebäude mit ganz anderen Funktionsbereichen errichtet. Dazu gehört das Verwaltungsgebäude für Burda in München in der Arnulfstraße. Ich finde auch heute noch, dass die moderne blaue Fassade einen freundlichen Anblick im Stadtbild darstellt
Ich habe verschiedene Gemeindehäuser, Kindergärten, Gewerbebauten etc. errichtet. Ich zeige hier nur ein paar Details von dem Gemeindezenttrum Lohhof. Es wurde beispielsweise ein Meditstionshof mit umlaufenden Arkaden gestaltet, der einem Gemeindesaal zugeordnet ist. Den Steinkreis gestaltete der Bildhauer Johannes Engelhard aus Wemding. Das Bodenobjekt in der Mitte des Steinkreises stammt von meiner Frau Ursula Henzler. Die beiden bronzenen Türgriffe hat der Bildhauer Gerhard Schneider aus Möhrendorf hergestellt.
Zu meinen städtebaulichen Arbeiten gehören Dorferneuerungen und Stadtsanierungen. Es gibt Forschungsarbeiten im Städtebau. Das waren zwei größere städtebauliche Untersuchungen für München und ein Forschungsauftrag der Bundesregierung. Dann habe ich Dorferneuerungen im Bayerischen Wald und der Oberpfalz durchgeführt. An Stadtsanierungen gibt es Arbeiten in Lichtenfels und Beratzhausen.
Öko-soziale Siedlungen
Diese Siedlungen haben zwei wesentliche Komponenten. Das ist zunächst die Ökologie, und zwar eine Ökologie als Lehre vom ganzheitlichen Haushalt der Welt. So hat man Ökologie noch in den 70er Jahren definiert. Später wurde Ökologie zur reinen technischen Energiedisziplin reduziert. In den 70er Jahren wurde alles, was irgendwie mit Ökologie zu tun hatte, von den großen Parteien bekämpft. Aus dieser Lage entstanden dann die Grünen. Wenn Ökologie als ganzheitliche Lehre aufgefasst wurde, dann gehörte dazu auch Seele und Geist, also Psychologie und Philosophie. Gerade die tiefere Architekturpsychologie ist in einem solchen Ansatz wichtig.
Der zweite Aspekt, der mit dem Begriff sozial genannt ist, bedeutet Nachbarschaft, Betroffenenbeteiligung, Gemeinschaftsprojekte, Urbanität etc. Dieser Aspekt wurde ähnlich wie die Ökologie von der Mehrzahl der Organisationen bekämpft. Sie sahen darin eine Schmälerung der bisherigen Machtverhältnisse und eine Zielvorstellung, welche von der Menrheit der Bevölkerung abgelehnt wird. In diesem Zusammenhang muss betont werden, dass einige Persönlichkeiten die Bürgerbeteiligung aktiv förderten. Das war vor allen Dingen der Oberbürgermeister von München Hans Jochen Vogel, der in den 60er Jahren bis 1972 München führte. Er unterstützte die alternativen Kräfte in der Stadt und gründete das Münchner Diskussions-Forum, das es heute noch gibt. Auch in der Kirche gab es zu dieser Zeit aufgeschlossene Kräfte.
Öko-soziale Siedlung Bamberg
Ende der 70er Jahre war in der Bevölkerung noch ein „68er-Schwung“ vorhanden. Man wollte alternativ wohnen, und das hieß damals ökologisch und gemeinschaftlich. In allen Städten gab es Gruppen, welche Gemeinschaftsprojekte planten. Die Parteien und Behörden verhinderten fast alle diese Initiativen. Dass die Siedlung in Bamberg entstand, hat mit viel Glück aber auch mit der Hilfe der Presse zu tun. Nach dem Vorbild der Siedlung wurden viele weitere Siedlungen geplant. Von diesen Planungen ist nur eine mit einem ersten Bauabschnitt realisiert worden.
Was ist nun das Wesentliche an der Siedlung? Ein wesentlicher Aspekt ist die Flächensparsamkeit. Man braucht nur halb so viel Fläche wie bei freistehenden Einfamilienhäusern. Dabei besitzt jede Hauptwohnung einen einsichtsgeschützten Innengarten, was die individuelle Qualität massiv erhöht. Bei freistehenden Einfamilienhäusern gibt es keine Intimität. Hier kann man von allen Seiten in der Garten hinein schauen. Weiterhin entscheidend ist, dass durch die geschlossene Bauweise Plätze, Höfe und Gassen entstehen, welche eine geschlossene Raumqalität darstellen. Wenn dann diese Innenräume frei sind von Garagen- und Parkplätzen, können Kinder gefahrlos spielen und Erwachsene miteinander kommunizieren. Es entsteht durch die geschlossene Bebauung auch eine gewisse urbane Dichte, welche Voraussetzung für die Nachbarschaftlichkeit darstellt.
Ökologisch ist so eine Siedlung wesentlich wirtschaftlicher, da die Häuser statt vier Außenflächen nur zwei besitzen. Insgesamt erhöht sich der Windschutz. Der passive solare Gewinn wird durch entsprechende Planung und Satzung deutlich erhöht. In den Randzonen der Siedlung gibt es zusammenhängende Grünflächen, in welchen auch Nutzgärten auf Gemeinschaftsflächen liegen können. In solchen Siedlungen sind auch Mischnutzungen angebracht. So können Mehrfamilienhäuser, Sozialeinrichtungen, Versorgungsbetriebe, Praxen etc entsprechend der Planung platzsparend eingefügt werden. Nicht zu vergessen ist der gestalterische und psychologische Wert einer entsprechenden Formgebung.
Landschaftssiedlung Velburg
Die Landschaftssiedlung Velburg war größer angelegt als die Siedlung in Bamberg. Hier hätte es auch alle sozialen Versorgungseinrichtungen geben können. Aber leider stagnierte die Entwicklung, so dass nur der erste Bauabschnitt erstellt werden konnte. Es zeigte sich eben, dass es nach dem Jahr 2000 kaum mehr Bauherrn gab, welche sich in ein nachbarschaftliches Wohnumfeld eingewünscht haben. Der erste Bauabschnitt erhielt eine Nahwärmeversorgung. Der Siedlerverein errichtete ein Gemeinschaftsgebäude.
Bei dieser Siedlung wurde eine perfekte Planung durchgeführt. Es gab einen differenzierten Bebauungsplan und eine Gestaltsatzung. Die grudbuchmäßigen Festlegungen waren genau beschrieben. Es gab eine größere Zahl von Hausplanungsvorschlägen. Es wurde ein aufwendige städtebauliche Solaruntersuchung in Auftrag gegeben, welche mit dem Prädikat „Sehr gute Solarsiedlung“ abschloss.
Öko-Nachbarschaft Mitterkreither Hof
Der Mitterkreither Hof stellt mit seinen 5 Wohnungen keine Siedlung dar sondern eine Nachbarschaft. Sie entwickelte sich aus einem aufgelassenen Bauernhof. Es konnten nur die Bauteile ausgebaut werden, welche direkt am Hauptgebäude anschlossen. Die freistehenden Scheunen sind aber als Nebengebäude sehr nützlich. Der Hof liegt im Außenbereich und ist von schöner Natur umgeben.
Ende der 70er Jahre gefiel mir das Klima in München nicht mehr. Einerseits fand ich die Luft nicht mehr natürlich genug, andererseits entwickelte sich das kulturelle Klima in einer sehr äußerlichen und materiellen Art. Wir hatten einen Arbeitskreis und wollten eine alternative Wohnform verwirklichen: ökologisch und gemeinschaftlich. Das Projekt entwickelte sich ganz langsam bis zu heutigen Form mit mehreren Generationen von 2 bis 98 Jahren.
Die Idee war also das naturnahe Wohnen mit einem großen Selbstversorger Garten. Die gestalterischen Prinzipien wurden im Text oben schon angesprochen. Man kann hier von landschaftsgebundenem Bauen sprechen. Bei einem Wettbewerb zu diesem Thema erhielten wir einen Preis. Es ist schade, dass das Thema des heimatverbundenen Bauens heute überhaupt nicht mehr im Gespräch ist. Dabei müsste man heute das Thema ganz neu stellen. Durch das ganze 20. Jahrhundert wurde zwar immer wieder das Thema aufgegriffen, aber man interessierte sich nur für die Hausdetails. Wichtig wäre es einmal sich um die Ensembles und städtebaulichen Strukturen zu kümmern. Denn dieser Aspekt ist bisher auch in den Museumdsdörfern nicht berücksichtigt worden. Erst damit würde man wieder zu einer neuen Ortsqualität kommen
Weitere Siedlungsplanungen und Ortserneuerungen
Außer diesen drei Projekten wuren 20 weitere öko-soziale Siedlungen geplant. Für diese Planungen gab es zwar Auftraggeber, aber die Realisieung gestaltete sich aus den verschiedensten Gründen derart schwierig, so dass sie spätestens nach der Herstellung eines Bebauungsplanes sich nicht realisieren ließen. Es wäre interessant, sich über die Ursachen Gedanken zu machen. Zu diesem Thema der vielen Planungen soll noch ein eigener Text entstehen
Schlussbemerkung: Kulturkommentar
Zum Schluss stelle ich die Frage: Was ist ein qualitatives Kulturerbe? In der Einleitung habe ich gesagt, es gibt keine Kultur mehr. Gemeint war die aktive gegenwärtige Kultur. Denn wir verfügen ja aus der Geschichte über ein hohes Kulturerbe. Nun sage ich zum Schluss, der Mensch heute hat kein Empfinden mehr für zeitgemäße hohe Kultur. Denn Spuren solcher Kultur mag es ja noch geben. Darauf reagiert aber der heutige Mensch kaum mehr. Wie konnte es dazu kommen?
Entscheidend ist die Erkenntnis, dass sich die Menschheit immer schon in einen kulturellen und einen unbewussten Teil spaltet. In der Zeit vor der Aufklärung war das nicht anders, aber es hatte der kulturelle Teil die Oberhand. Mit der Aufklärung gab es eine große Krise. Äußerlich sichtbar wurde sie in der französischen Revolution. Das hatte gewaltigen Einfluss auf ganz Europa.
Der kulturelle Teil der Gesellschaft sammelte sich dann um den Humanismus, zu dem auch Goethe genannt werden kann. Schiller war ursprünglich ein Revolutionär. Ich will damit sagen, jede Kulturentwicklung beginnt mit einer Reformation, in der die Grundwerte des Menschen neu hochgehalten werden. Mozert knüpfte bei der Musik des Volkes an, Beethoven war Revolutionär und das mündete dann in die große Phase der klassischen Musik. Danach wurde aber der kulturelle Teil der Gesellschaft immer kleiner bis sich um 19 Hundert herum eine kleine intellektuelle Reform anbahnte.
Diese mündete schnell in den Jugendstil, wurde manieristisch und durch die Härte des ersten Weltkrieges völlig ausgelöscht. Die Reformansätze prägten auch den Start des Bauhauses. In dieser Zeit gab es eine Reform in der Sozialbewegung, der Jugendbewegung, der Sportbewegung, der Naturbewegung und in einer reformerische Architekturbewegung, welche teils einfaches landschaftsgebundenes Bauen förderte andererseits zu sachlicher modernen Architektur strebte. Diese Bewegungen fanden nicht zueinander und konnten deshalb dem Nationalsozialismus keine Kraft entgegen setzen. Man stürzte so in die größte Kulturkatastrophe.
Nach dem zweiten Weltkrieg waren viele Kräfte der Gesellschaft sehr betroffen, hatten Schuldgefühle und den festen Willen zu einem Neuanfang mit globalem Frieden. In dieser Zeit entstanden Dinge, welche zum Kulturerbe gehören. Ich habe ober schon Gulbranson und Sepp Ruf genannt. Diese Entwicklung stockte etwas und wurde dann durch die 68er Bewegung noch einmal in Schwung gebracht. Völlig vergessen hat es unsere Gesellschaft, dass sich damals ein kleiner Teil der Gesellschaft zu einer starken kulturellen Reform aufmachte. Denn der große Strom der 68er Bewegung führte zur totalen Oberflächlichkeit und Materialisierung. Und das Ergebnis dieser Massenentwicklung sehen wir heute imFehlen von Kultur.
Wenn es also in den letzten 50 Jahren etwas kulturell Nennenswertes gab, muss man sich diese kleinen reformerischen Entwicklungsgruppen etwas genauer ansehen. Schwierig ist diese Betrachtung, weil es den Anschein hat, dass von dieser Bewegung nichts überlebt hätte. Das ist aber nicht richtig. In der nächsten Generation wird sich auf der gespeicherten kulturellen Kraft wieder etwas Sichtbares in der Gesellschaft herausbilden und eine entsprechende Wirkung auf die Massengesellschaft ausüben. Es werden die Reformansätze der letzten 50 Jahre und die Spitzenprodukte einer neuen darauf aufbauenden Bewegung dann wieder das sein, was als Kulturerbe in das kollektive Bewusstsein einfließen wird.
Darin liegt die Schwierigkeit meines Kommentars, dass ich von etwas reden muss, was im Augenblick nur unbewusst und damit auch kaum sichtbar vorhanden ist. Es war aber Ende der 60er Jahre und in den 70er Jahren noch sichtbar. Deshalb beschreibe ich diese Kräfte. In diesen vielleicht 15 Jahren gab es Entwicklungsarbeit zwischen teilweise spirituellen Gruppen, der Verwaltung, der Politik, der Kirchen, der Universitäten etc. Dass die Bundesregierung eine Forschungsarbeit mit dem Titel „Sinn der Kunst“ in Auftrag gab, wäre ja heute undenkbar. Da gab es überall die Zukunftswerkstätten und in den Städten rühren sich Gruppen, die gemeinschaftlich und ökologisch bauen wollten. Als etwas verspätete Aktion kam dann die Hannover Messe mit ihrer Ausstellung „Bauen für die Seele“.
Heute gibt es auch einige Initiativen, welche allerdings in der Öffentlichkeit wenig gehört werden. Es dreht sich alles um materielle Dinge oder um Aktionen, welche von sich behaupten, etwas mit Kultur zu tun zu haben. Das ist moderner Manierismus. Da das gegenwärtige kollektive Bewusstsein noch nicht in der Lage ist, tragfähige Kultur aufzunehmen, müssen sich die reformerischen Kräfte darauf konzentrieren, das, was an Kultur in der Menschheitsgeschichte entstanden ist, in seinem tieferen psychischen Wert heraus zu arbeiten. Hier werden dann auch wieder die Urqualitäten menschlichen Zusammenlebens sichtbar. Es müssen auch die reformerischen bemühungern der letzten 50 Jahre wieder in das Sichtfewld der menschen rücken. Auf dieser Basis kann dann zumindest in den Kulturkreisen eine neue tragfähige Kultur entstehen.
Auszeichnungen
Erster Preis im Architekturwettbewerb Evang. Kirche Unterasbach, Einweihung 1965
Erster Preis im Architekturwettbewerb Evang. Kirche Boxdorf 1962. teilw. Gebaut 1965
Erster Preis Architekturwettbewerb Kinderdorf Bruckberg 1964 teilw. Gebaut 1966
Erster Preis im Architekturwettbewerb Evang Kirche Siegsdorf, Einweihung 1966
Erster Preis im Architekturwettbewerb Kirche Hersbruck (Ostbahn), Einweihung 1966
Erster Preis im Architekturwettbewerb Evang. Kirche Obereichenbach (Ansbach) Einweihung 1966
Erster Preis im Architekturwettbewerb Evang. Kirche Burghaig. Einweihung 1968
Erster Preis im Architekturwettbewerb Evang. Kirche Glonn, Einweihung 1969
Erster Preis im Architekturwettbewerb Kindergarten Evang. Gesamtkirchenverwaltung München Mü- -West 1972 Nicht gebaut
Erster Preis im Architekturwettbewerb Evang. Kirche Bad Abbach, Einweihung 1972
Erster Preis im Architekturwettbewerb Evang. Jesajakirche München, Einweihung 1985
Erster Preis im Architekturwettbewerb Evang. Kirche Postbauer-Heng, Einweihung 1998
(Die niedrigeren Preise in Architekturwettbewerben wurden nicht dokumentiert)
13 Ein Preis im Rosenthal Studiopreis 1974
Ein Preis im Sonderwettbewerb Ziegeldach 1983
15 Ein Preis im Bundeswettbewerb Familienwohnung und Familienheim 1984
Ein Preis in Wettbewerb Landschaftsgebundenes Bauen des Landkreises Regensburg 1995
Ausstellungen
Ausstellungen
in den Jahren 1980 bis 2000 wurden viele Ausstellungen zum Thema „Ökologidsch Bauen“ hergestellt und gezeigt
Eine Ausstellung zum Thema „Spirituelle Architektur“ wurde auf der Evang. Luth. Landessynode 1994 in Rothenburg ob der Tauber gezeigt
Die Hannover Messe beauftragte Th. Henzler 1999 mit der Herstellung eine größeren Architekturausstellung zum Thema „Bauen für die Seele“. Die Ausstellung wurde im Rahmen einer Sonderschau gezeigt.
Beratzhausen März 2019